Anforderungen für ein nachhaltiges Bildungs- und Forschungssystem
Angesichts des beschleunigten Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft und einer hohen systemischen Komplexität beschäftigt sich der Schweizerische Wissenschaftsrat SWR in der laufenden Amtsperiode mit Themen der nachhaltigen Entwicklung des Bildungs- und Forschungssystems. Dazu knüpft er an die bisherige Ratstätigkeit an. Ausserdem fokussiert der Rat auf bereits erarbeitete Positionen oder Empfehlungen, die nach wie vor ihre Gültigkeit haben und für die aktuelle Evidenz existiert, die für sein Dafürhalten jedoch noch nicht befriedigend umgesetzt wurden oder bei denen er Optimierungspotenzial ortet.
Mit den «Anforderungen für ein nachhaltiges Bildungs- und Forschungssystem» formuliert der SWR sechs Kernpunkte und ihnen zugrundeliegende Prinzipien und Handlungsperspektiven wie beispielsweise die Verbesserung der Chancengerechtigkeit beim Zugang zu Hochschulen oder der Schulbildung allgemein, die Aufrechterhaltung der Diversität der Hochschultypen oder die Einführung von Transparenz in der Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und Hochschulen. In den «Anforderungen» betrachtet der Rat die BFI-Landschaft aus drei Perspektiven:
- Was sind Bildung und Forschung für Gesellschaft und Wirtschaft wert?
- Wie soll das Zusammenspiel oder die Governance zwischen Hochschultypen und zwischen Hochschulen und Wirtschaft bzw. Gesellschaft aussehen?
- Wo liegt die Verantwortung der Forschungsgemeinde und der Hochschulen für eine gelingende Wissenschaftskultur?
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Gesellschaft
Zugang: Das heutige Bildungssystem der Schweiz nutzt nicht alle verfügbaren Talente. Weitere Anstrengungen zur Förderung der Chancengerechtigkeit beim Zugang zur Tertiärstufe sind der beste Weg, um deren Effizienz langfristig zu verbessern.
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PPP: Die Zunahme privater Finanzierungsquellen ist für das BFI-System positiv. Dabei muss jedoch für die private Forschungsfinanzierung das gleiche Mass an Transparenz gelten, wie für die öffentliche Finanzierung, und es ist eine Reihe von Grundsätzen einzuhalten.
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Staat
Diversität: Alle Akteure des tertiären Bildungssystems finden die Vielfalt der Profile bei den Bildungs- und Forschungsrichtungen wichtig. Nicht einig sind sie sich jedoch bei den Massnahmen zur Umsetzung dieses Grundsatzes. Als wichtigste Autorität sollte sich die Schweizerische Hochschulkonferenz systematisch dazu äussern.
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Finanzierungsmodus: Neben ihrer Forschung müssen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Gesuche und Artikel schreiben; Peer Reviewing und administrative Pflichten nehmen zu. Der Finanzierungsmodus wirkt sich verschärfend auf diese Entwicklung aus. Daher ist auf ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen institutioneller Finanzierung und Projektfinanzierung zu achten.
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Wissenschaft
Messkriterien: Das Vorherrschen quantitativer Kriterien bei der Evaluation der Qualität der Wissenschaft und die Fixierung auf eine einzige Messung begünstigen auf Kurzfristigkeit angelegte Handlungen. Künftig müssen sich die Hochschulen verpflichten, ihre eigenen Praktiken zu hinterfragen und ihre Grundsätze offenzulegen.
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Nachwuchs: Die Förderung junger Talente ist eine der Prioritäten der BFI-Botschaft 2017−2020. Bei den angedachten Massnahmen werden jedoch Assistenzprofessuren mit Tenure Track bevorzugt, dies auf Kosten der Suche nach differenzierteren Lösungen.
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Politanalyse
Politische Analysen sind das Resultat einer Gesamtschau, die vorgängig unter anderem in explorativen Studien erarbeitet wurde. Sie beschreiben Entwicklungen und weisen auf politische Implikationen hin, die für das BFI-System wichtig sind. Politische Analysen enthalten meist Empfehlungen für den Bundesrat und andere interessierte Akteure.
Explorative Studien
Viele wichtige Diskussionsthemen sind unstrukturiert, komplex und schwer zu charakterisieren. Sie erfordern einen offenen, interdisziplinären Diskurs, da die übergreifenden Themen sich überschneiden und voneinander abhängig sind (siehe: Arbeitsprogramm). Der Rat untersucht deshalb eine Reihe von Themenfeldern durch „explorative Studien“.
BFI-Botschaft 2012
Die BFI-Botschaften sind in der Regel auf vier Jahre ausgerichtet. Um die Finanzbotschaften besser mit der Legislaturplanung abzustimmen, sieht der Bundesrat für 2012 jedoch den Einschub einer einjährigen Botschaft vor. Diese stellt grundsätzlich eine Verlängerung der BFI-Botschaft 2008-2011 dar und führt deren Ziele und Massnahmen fort.
Der SWTR nahm im Sommer 2010 zum Entwurf der BFI-Botschaft 2012 Stellung. Er erachtete dabei insbesondere die Kürzungen, die im Rahmen des Konsolidierungsprogrammes (KOP) geplant waren und ihren Niederschlag in der Botschaft fanden, als sehr problematisch. Einschnitte in zugesprochene Beiträge können im BFI-Bereich sehr gefährlich sein, da sie zu einem schwer nachholbaren Rückstand und Verlust an Wettbewerbsfähigkeit führen.
Ende 2010 verabschiedete der Bundesrat die BFI-Botschaft 2012 und übergab sie den eidgenössischen Räten. Zuerst behandelte der Ständerat das Geschäft. Er stimmte den Vorschlägen des Bundesrates grossenteils zu, stockte jedoch die Mittel für die Berufsbildung und die Fachhochschulen um 49 respektive 14 Millionen Franken auf. Der Nationalrat verlangte daraufhin eine Erhöhung von rund 100 Millionen Franken für die Berufsbildung. Im Rahmen der Differenzbereinigung lehnte der Ständerat diesen Vorschlag jedoch ab. In der Wintersession soll das Parlament nun definitiv entscheiden, wieviel Geld die Berufsbildung 2012 erhält.
BFI-Botschaft 2013-2016
Für die Förderperiode 2013-2016 ist eine komplett neue Botschaft geplant. Der SWTR leistet seinem gesetzlichen Auftrag entsprechend einen eigenen Beitrag zur Erarbeitung dieses Dokumentes. Er hat dazu seine zentralen Anliegen und wichtigsten Empfehlungen in einer Schrift zusammengefasst und diese anfangs 2011 dem Bundesrat übermittelt. Am 11. Oktober 2011 präsentierte er die Schrift im Rahmen einer Medienkonferenz der Öffentlichkeit.
Mit der Veröffentlichung seiner Empfehlungen zur BFI-Botschaft will der SWTR eine Debatte über die zukünftige Ausrichtung der Bildungs-, Forschungs- und Innovationspolitik in der Schweiz anregen. Er plädiert dabei für eine Strategie, die auf drei Leitlinien beruht: eine verstärkte Kooperation von Bund und Kantonen, die zunehmende Vernetzung der Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie eine effiziente und nachhaltige Nachwuchsförderung.
Empfehlungen des SWTR zur BFI-Botschaft 2013-2016 (PDF, 3.14 MB)